

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Die SPD-Fraktion hat sich bereits im April 2011 mit den zu erwartenden Umbruch in der Harsewinkler Schullandschaft intensiv beschäftigt. Am 04.05.2011 hatten wir daher im Schulausschuss eine erste politische Diskussion angeregt, die jedoch zunächst auf wenig Resonanz in der Öffentlichkeit gestoßen ist. Zum einen, weil wir selber auch noch keine akute Entscheidungsnotwendigkeit gesehen hatten, zum anderen, weil auf es auf Landesebene noch keinen Schulkonsens gab, der jenseits früherer Debatten über Schulpolitik auf eine Konsenslösung hoffen ließ.
Dies ist nunmehr anders, denn die Landtagsfraktionen von SPD, CDU und Grünen haben sich auf das 6. Schulrechtänderungsgesetz verständigt, welches nunmehr nächste Woche im Landtag verabschiedet wird.
Die SPD-Fraktion ist daher zunächst den drei Schulleitern Hermann Hecker, Wolfgang Hörning und Lambert Austermann zu großem Dank verpflichtet, die die letzten Monate intensiv genutzt haben, um diesen Schulkonsens jenseits von persönlichen oder schultypbedingten Vorlieben, auf die Stadt Harsewinkel zu übertragen und dabei immer auf die Interessen und Bildungschancen für alle Kinder in der Stadt zu achten. Wir danken aber auch der Stadtverwaltung und der Bürgermeisterin, die diesen notwendigen Klärungsprozess bisher hervorragend begleitet und gesteuert hat. Vielen Dank.
Unsere Position haben wir am 04.Mai im Schulausschuss bereits beschrieben:
„Wir wollen ein leistungsstarkes Angebot mit allen Abschlüssen der Sekundarstufe I erhalten und eine noch stärkere Oberstufe an unserem Gymnasium mit einer noch breiteren Kursauswahl. Und: Kein Kind darf zurückbleiben!“
Was heißt dies nun konkret?
Wir schließen uns ausdrücklich und aus voller Überzeugung der Empfehlung der drei Rektoren an, dass die Errichtung einer Gesamtschule die richtige und konsequente Zukunftslösung für Harsewinkel angesichts des demografischen Wandels ist. Wir erwarten nicht nur zurückgehende Schülerzahlen, wir erwarten eine weitere zunehmende Anforderung und Tendenz Richtung Abitur. Auch weil es die Eltern wünschen, die mit den Füßen abstimmen.
Daher dürfen wir als Stadtrat nicht ohne Not auf die rund 40 Schüler verzichten, die jährlich trotz eines bisher hervorragenden Schulangebots vor Ort, sich für auswärtige Schulen entschieden haben. 28 Schüler sind z.B. in diesem Jahr zur Anne-Frank-Gesamtschule nach Gütersloh gegangen, keineswegs nur solche, die ansonsten „nur“ eine Hauptschulempfehlung gehabt haben.
Mit einer Gesamtschule stärken und binden wir also das Bildungspotential vor Ort, wir stärken auch das „Abitur vor Ort“.
Eine 2. Oberstufe neben dem Gymnasium ist auch für das Gymnasium ein Gewinn zur weiteren Profilschärfung. Eine enge Kooperation mit der neuen Oberstufe einer Gesamtschule in 6 Jahren setzen wir dann voraus. Genug Zeit um profunde, gemeinsame und tragfähige Oberstufenkonzepte und Kooperationen zu finden.
Aber auch für die potentielle Haupt- und Realschüler wird eine Win-Win Situation entstehen.
Die drei Schulleiter erarbeiten ein vorläufiges Schulprogramm, so dass die Stärken der einzelnen Schulen in die neue einfließen. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass die gute Arbeit der August Claas Schule bei der Berufsorientierung fortgesetzt wird. Denn nicht nur „unsere große Firma“, sondern das gesamte heimische Handwerk und die Dienstleitungsbetriebe brauchen gut ausgebildete Schülerinnen und Schüler. Nach der 10. Klasse muss die Schule nicht gewechselt werden. Bisherige G 8 – „Gegner“ haben eine G 9 -Alternative vor Ort.
Außerdem wird die neue Gesamtschule, den gemeinsamen Unterricht der August Claas Schule fortführen. So schaffen wir auch ein verlässliches und gutes Angebot für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
Also alle können gewinnen! Dennoch werden viele Fragen in den nächsten Wochen auftreten, vor allem auch bei den Eltern.
Uns als SPD ist es daher auch wichtig, dass wir heute Sicherheit geben.
1.) Dazu gehört die Feststellung, dass die Hauptschule und Realschule eben nicht geschlossen werden und zu einer neuen Schule zusammengelegt werden, wie es schon falsch in einer Zeitung stand. Richtig ist, dass sich für die jetzigen Schüler der Hauptschule und Realschule erst mal nichts ändert. Beide Schulformen laufen über die nächsten Jahre aus und parallel wächst die neue Schule.
2.) Wechselt das Lehrerpersonal komplett? Nein! Auch heute schon verfügen etliche Lehrer der Haupt-und Realschule über die sog. Sekundarstufen II –Befähigung. Von daher werden viele vertraute und vertrauensvolle Gesichter vor Ort sein.
Abschließend sei die kritische Selbstreflexion gestattet, ob wir nicht noch ein Jahr länger hätten warten können, um mehr Zeit für eine Entscheidung und Information zu haben, denn der Zeitplan, den wir heute auch noch besprechen, ist eng, sehr eng. Dazu ein klares „Nein“, denn es wäre falsch, Kinder auf eine auslaufende Schulform zu schicken, um dann später zu sagen:“ Tut uns leid, Pech gehabt“. Wir müssen die Schullandschaft zeitnah an den offenkundigen Elternwillen anpassen. An einer Verbesserung sollten wir unverzüglich die Schülerinnen und Schülern teil haben lassen. Denn für die Schüler lässt sich die Verbesserung nicht nachholen.
Es ist also jetzt Zeit zum Handeln! Wir unterstützen also einmütig den Rektorenvorschlag auf Errichtung einer Gesamtschule für Harsewinkel zum Schuljahrsbeginn 2012/2013 am 22.August 2012!
Ich wünsche uns allen ein glückliches Händchen in den nächsten Monaten. Lassen sie uns gemeinsam den schulpolitischen Konsens auf Landesebene in unserer Stadt umsetzen – im Interesse aller Schülerinnen und Schüler.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.