Verständnis für den Frust des Sportvereins -aber falscher Adressat!

Reinhard Hemkemeyer, Fraktionssprecher der SPD, erläuterten SW Marienfeld persönlich den Standpunkt der SPD
Hans Feuß, sportpolitischer Sprecher der SPD und

Natürlich mit größtem Interesse haben wir am Wochenende das Pressegespräch von SW Marienfeld zum Thema Bürgerhalle Marienfeld studiert. Den Standpunkt der SPD haben Hans Feuß und Reinhard Hemkemeyer den Marienfelder Aktiven in einem persönlichen Gespräch erläutert:

Es wird Einige überraschen: Die SPD-Fraktion hat Verständnis für den Frust des Sportvereins. Allerdings richten sie Ärger und Enttäuschung an die falsche Adresse! Bessere Adressaten sind die politischen Mehrheiten, die am 22.10.2008 und am 31.10.2008 eine inhaltlich absehbare, strukturelle Fehlentscheidung getroffen haben und im Sinne einer Wahlzusage etwas versprochen haben, was bereits 2008 nicht zu halten war. Warum?

Die SPD hatte Ende 2007 die Diskussion um den Bedarf einer weiteren, aus Sicht der SPD gemeinsam von TSG Harsewinkel und SW Marienfeld zu betreibenden, Vereinssporthalle erneut aufgegriffen. Danach wurden im Laufe des Jahres 2008 umfassende Untersuchungen und Abfragen zum Hallenbedarf mit dem Führen von Hallenbüchern, „Mund“-Gutachten, Schulbedarfsabfragen etc. durchgeführt.

Im Sommer 2008 einigten sich die beiden Sportvereine auf den Standort Marienfeld für eine Vereinssporthalle, „sofern kein schulischer Bedarf im Ortsteil Harsewinkel für eine solche Halle vorhanden ist“ (Protokoll der Sitzung des Stadtsportrings vom 26.7.2008).

Die Verwaltung trug alle Ergebnisse zusammen und legte dem Schul- und Sportausschuss im Herbst 2008 eine ausführliche Zusammenfassung vor, wonach sich ein rechnerischer Bedarf nach einer Halleneinheit für den Vereinssport und einer Halleneinheit für den Schulsport ergab. Es lag also bereits 2008 ein objektiv qualitativer und quantitativer Fehlbedarf für den Schulsport vor! Auch die Schulleiter hatten mit Schreiben vom 12.9.2008 darauf eindringlich hingewiesen. Allein am Gymnasium, damals noch ohne Ganztag, fehlten im April 2008 bereits 22 Hallenstunden.

Über alle objektiven Fakten setzte sich dann eine politische Mehrheit in den Sitzungen des Sportausschusses am 22.10. und des Rates am 31.10.2008 hinweg. Friedhelm Thüte, seinerzeit frisch gekürter CDU-Bürgermeisterkandidat, hielt seine erste „Jungfernwahlrede“ („Heimat für Marienfeld“) und Albert Deittert, seinerzeit CDU-Fraktionssprecher, monierte den aus seiner Sicht von den Schulleitern „konstruierten Fehlbedarf“ im Schulsport. Gleichzeitig wurde nebenbei von der CDU auch noch eine neue Stadtbibliothek im Schwesterngarten, Steuersenkungen und Schuldenabbau versprochen.

Und das vor dem Hintergrund der lokalen Auswirkungen der globalen Finanzkrise 2008 und 2009, die für Jedermann eigentlich klar waren. Hier wurde also unseriöse Politik, vermeintlich für, tatsächlich aber auf dem Rücken der Marienfelder gemacht.

Verschärft wurde die strukturelle Fehlentscheidung zudem durch die Verquickung der Vereinshallendiskussion mit den berechtigten Anliegen des Heimatvereins auf Errichtung eines Bürgerhauses. Auch vor dieser Verquickung haben wir als SPD immer gewarnt.

Die SPD hat sich immer und konsequent gegen eine unseriöse Politik des „Allen alles versprechen“ gewandt. Wir torpedieren also nichts. Im Gegenteil: In allen Haushaltsberatungen seit 2009 verweisen wir als SPD auf die strukturelle Fehlentscheidung von 2008 und haben immer wieder die Ratsmehrheit aufgefordert, den „Leidensweg der Ehrenamtlichen in Marienfeld nicht weiter zu verlängern“ (u.a. Haushaltsrede SPD Februar 2010). Wir haben auch frühzeitig für 2012 prognostiziert, dass genau das eintreten wird, was wir heute vorfinden.

Der erneute SPD-Antrag auf Aktualisierung des Schulsporthallenbedarfs und Einstellung von Haushaltsmitteln für die Planung einer Doppel-/Dreifachhalle in Harsewinkel richtet sich nicht gegen Marienfeld. Wir brauchen dazu auch keine neuen Gutachten, Hallenbelegungspläne oder anderes, sondern lediglich die Anerkennung dessen, was ehrlicherweise 2008 bereits bekannt war.

Und da es bisher Konsens bei allen Beteiligten war, dass „Bildung und Betreuung“ vor „Sport“ steht, dass „Schulsport vor Vereinssport“ steht und die „Erfüllung von Pflichtaufgaben vor neuen freiwilligen Leistungen“ stehen, sind die Prioritäten aus SPD-Sicht klar „wo zuerst gebaut werden muss“, sofern es finanzierbar ist.

Und da kommt das nächste Problem zum Tragen. Die aktuell wieder gute Haushaltslage wird maßlos überschätzt in Hinblick auf die Dauerhaftigkeit, zumal das erfreuliche Gewerbesteuerplus durch die Kreisumlage zu hohen Abflüssen aus der Stadtkasse führen wird. Wir haben als Stadt Pflichtaufgaben in Millionenhöhe zu erfüllen in den nächsten Jahren.

Wir erinnern hier an die Feuerwehrhäuser in Marienfeld und Harsewinkel, das Projekt Erhalt der TWE-Bahntrasse für die Fa. Claas als unseren Hauptsteuerzahler, die Gründung von Stadtwerken für die Einstieg in die dezentrale Energieversorgung, die Errichtung der neuen Gesamtschule mit dem damit verbundene Ausbau des Ganztags an allen Schulen inkl. erweiterter Mensa oder besser einen eigenen Mensa für das Gymnasium. Und eben die Abdeckung des Schulsporthallenfehlbedarfs bedeuten insgesamt eine große Kraftanstrengung. Dies alles vor dem Hintergrund der gewünschten weiteren Entschuldung der Stadt bei gleichzeitig niedrigen Steuersätzen wie bisher. Das ist schon fast eine Quadratur des Kreises.

Leider bleibt daher die Bürgersporthalle Marienfeld für 2012 und auch auf absehbare Zeit danach wohl eine Illusion. Ja, es sei denn, dass man auch in Marienfeld noch einmal „Einkehr hält“. Der Heimatverein könnte sich z.B. auf die Suche nach einem anderen Quartier machen. 2013 tun sich im Ortskern Perspektiven dazu auf. Die sollten ernsthaft geprüft werden und nicht schon auf der Suche nach dem „Haar in der Suppe“ kategorisch abgelehnt werden. Eine Vereinsdoppelsporthalle könnte auch in Marienfeld irgendwann später einmal entstehen unter Verzicht/Abriss einer bisherigen Einfachsporthalle. Da müsste doch was gehen?!