Warum manche Märchen (nicht) wahr werden!

Erzählte die "wahre Geschichte der Doppelsporthalle": SPD-Sprecher Reinhard Hemkemeyer
Bild: Die Glocke; Sie hat Humor! Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide: Setzte die Märchenrede gleich in die Tat um!

Manchmal „menschelt“ es im Stadtrat deutlich mehr, als Schlagzeilen in der Zeitung vermuten lassen. Und, auch wenn bisweilen die Fetzen fliegen, irgendwie „mag man sich doch“. So ist auch der folgende Wortbeitrag von SPD-Sprecher Reinhard Hemkemeyer aus der heutigen Ratssitzung zu verstehen, der in Form eines Märchens die Geschichte der Doppelsporthalle erzählte.
Wir wollen Ihnen dieses Märchen nicht vorenthalten, auch wenn es wohl vorerst „nicht wahr wurde“. Sei’s drum, in jedem Märchen steckt dennoch ein wahrer Kern. Viel Vergnügen!

Die Geschichte trägt den Titel: „Warum Märchen wahr werden könnten“ oder „Doppelter Salto – Flick Flack“

Die Geschichte beginnt im Jahr 5 vor dieser Zeit. Einmal im Jahr trafen sich die Vertreter der fünf Straßen der Stadt und hielten Rat. Im Mittelpunt des Geschehens: Heinz (Bünnigmann) und Dieter (Berheide)von der Schwarzen Straße, Reinhard (Hemkemeyer) von der roten Straße, Johannes (Sieweke) von der unabhängigen Straße, sowie Brunhilde (Leßner) und Martin (Schwitallik) von der grünen, bzw. blau-gelben Straße. Alle gingen übrigens ordentlichen Berufen nach und waren jeweils Sprecher ihrer Straßen. Vor allem Heinz und Dieter von der Schwarzen Straße und Reinhard von der roten Straße stritten sich gerne. Zwischendurch trafen sie sich alle auch schon mal heimlich im Ältestenrat, tranken Bier oder verabredeten Streiche, meistens geniale Streiche.
Nach einem heftigen Sturm und schlechten Ernten in den Jahren 7 und 6 vor dieser Zeit hatten sie sich aber doch zusammengerauft und bei der Ratssitzung gemeinsam verabredet, dass in Bezug auf die zu zahlenden Steuern für die Königin Frieden herrscht und dass man zukünftig bessere Planungen braucht. „Eine blaue Liste brauchen wir, damit wir besser planen können um die vielen Wünsche in eine Reihenfolge zu bringen“, meinte Dieter, damals Sprecher der schwarzen Straße, der sich als Handwerksmeister gut mit Planungen auskennt. Reinhard von der roten Straße und die anderen Sprecher der Straßen stimmten zu.
Während des Jahres 5 vor dieser Zeit kamen angesichts des guten Wetters Wünsche nach einer Halle für Ballspiele aller Art auf. Die Bürger, die in 2 Vereinen organisiert sind, waren sich uneins wo die Halle stehen sollte, ob eher im einen Ortsteil, bei den Kindern oder eher im anderen Ortsteil, bei den sportbegeisterten Erwachsenen. Außerdem sollte ein Bürgerhaus gebaut werden.
Im Jahr 4 vor dieser Zeit –die Sonne strahlte- trafen sich die Straßensprecher wieder. Reinhard von der roten Straße sagte: „ Der Schlüssel der Realisierung liegt in der Gemeinsamkeit der Vereine, aber diese Vermischung von Bürgerhaus und Ballspielhalle funktioniert nicht. In einem Ortsteil steht schon so ein Ding, das ist suboptimal. Sollen sich die Vereine erst mal einigen.“ Das meinten auch Brunhilde von der grünen Straße und Johannes von der unabhängigen Straße. Dieter und Heinz von der schwarzen Straße stimmten auch zu, hätten aber mit der Vermischung von Kultur und Sport kein Problem gehabt.
So wurde im Jahr 4 vor dieser Zeit schön weiter geplant, die Vereine einigten sich, während über dem großen Ozean ein neues Sturmtief aufkam. Dieter bekam Schnupfen und wurde als Sprecher der schwarzen Straße abgelöst durch seinen Onkel Albert. Albert war nun ein ganz anderer Typ. Er versprach gerne allen alles und das sofort, wie Reinhard von der roten Straße beim alljährlichen Treffen im Jahr 3 vor dieser Zeit feststellte. Albert baute schon mal gerne goldene Turmspitzen an örtlichen Schulen und versprach denn auch zusammen mit Johannes von der unabhängigen Straße die Bürger- und Sporthalle. Heinz von der schwarzen Straße, der schmollend im Hintergrund saß, Martin von der blau-gelben Straße und Reinhard von der roten Straße waren sich einig, dass das „ danebengeht“. Aber Heinz musste in jenem Jahr die Klappe halten, weil auch eine große Volksabstimmung anstand. Reinhard mahnte: “ Ich warne vor Übermut und Größenwahn, eine Bürger- und Sporthalle am Ortsrand ist falsch. Rufen wir noch einmal die Bürger zur Besinnung auf. Den Ballspielhallenbeschluss für die Vereine trägt die rote Straße mit, aber wir sehen schon perspektivisch den Bau der nächsten Halle im anderen Ortsteil, denn dort brauchen wir auch eine auf den Ganztagsschulbetrieb ausgerichtete Doppelsporthalle.“
Nach der großen Volksabstimmung, bei der die Königin wiedergewählt wurde, wurde die schwarze Straße rund 5% kleiner und die rote Straße 8% größer, was aber nichts daran änderte, dass keiner allein das Sagen hatte. Allerdings wurde Onkel Albert (Deitert) als Sprecher der schwarzen Straße entlassen und Heinz und Dieter übernahmen nun wieder das Kommando in der schwarzen Straße, Reinhard in der roten Straße freute das. Heinz und Dieter haben jetzt auch ein Assistentin namens Angelika (Wensing), die auch mal irgendwann Königin werden möchte.
Im Jahr 2 vor dieser Zeit trafen sich alle wieder. Es regnete aus Eimern, der schwere Sturm vom anderen Ozean lag direkt über der Stadt, auch der große Schornstein rauchte nicht mehr. Schockstarre griff um sich. Zu allem Übel hatte die große Landesregierung auch noch neue Spielregeln erfunden, genannt NKF. Reinhard von der roten Straße: „Wir müssen ab jetzt intelligent sparen, intelligent investieren und intelligent steuern. Neue Gebäude können wir nur noch dann finanzieren, wenn wir uns von alten trennen. Das gilt auch für unser Hallenprojekt. Und wir brauchen ja Ersatz für die abgängige Gymnasiumhalle. Solange wir kein langjähriges anhal-tendes Konjunkturwunder haben, ist die Bürgersporthalle finanziell und strukturell mausetot.“ Darauf Heinz von der schwarzen Straße: „Ich habe einen guten Draht zum Papst, der wird das regeln. Aber ich komme aus dem Versprechen von Albert und Schwager Friedhelm (Thüte) nicht raus. Und meine Assistentin Angelika will das auch. Dieter von der schwarzen Straße fasst zusammen: „Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen! Basta!“
Im Jahr 1 vor dieser Zeit verziehen sich die Wolken am Himmel. Bei dem jährlichen Treffen wird man sich nicht ganz einig. Reinhard von der roten Straße, Brunhilde von der grünen Straße und Johannes von der unabhängigen Straße meinen, dass man vorsorgen muss, damit man beim nächsten Sturm besser gewappnet ist. Außerdem stehen so viele Pflichtprojekte an, dass man von den Bürgern ein paar Taler mehr braucht. Dieter, und vor allem Heinz von der schwarzen Straße sehen das anders. „Ich habe mit den Jungs vom Haus mit dem Schornstein gesprochen. Der raucht wieder. Außerdem habe ich mit dem Papst telefoniert und der ist auch ganz sicher, wir brauchen nicht mehr Taler.“ Zusammen mit den Bewohnern der roten, grünen und unabhängigen Straße werden die Steuern leicht erhöht, allerdings so wenig, dass die Aufregung darüber durchaus einem Krümelmonster gleicht. Immerhin versprach Reinhard von der roten Straße dem Heinz von der schwarzen Straße und den Jungs vom Haus mit dem Schornstein, dass man im Jahr 2 nach dieser Zeit ehrlich Bilanz zieht und wieder über die Steuern sprechen kann, auch über niedrigere. Das gefällt zwar sicherlich nicht der Königin, aber „versprochen ist versprochen“.
Im Jahr 0 dieser Zeit geschieht ein Wunder, dass selbst die Jungs vom Haus mit dem Schornstein kaum für möglich gehalten hatten. Die Sonne strahlt über der ganzen Stadt. Auch Heinz von der schwarzen Straße strahlt: „Ich allein habe es gewusst, dem Papst sei Dank!“ Dieter von der schwarzen Straße und Reinhard von der roten Straße hatten sich getroffen und erinnerten sich an alte Zeiten aus dem Jahr 5 vor dieser Zeit: „Lass uns eine neue blaue Liste machen, da nehmen wir dann alle Projekte auf, auch die Doppelsporthalle am Gymnasium.“ Reinhard von der roten Straße: “Gute Idee Dieter, aber ich muss mich noch bei eurer Assistentin Angelika entschuldigen, die hatte schon im Vorjahr eine ähnliche Anmerkung gemacht. Das habe ich damals als Märchenstunde bezeichnet, das tut mir leid!“ Darauf Dieter von der schwarzen Straße: „Ist okay, aber dafür hast ja einen ordentlichen Salto rückwärts gemacht, super gelungen!“ Reinhard von der roten Straße: „Ja finde ich auch, allerdings hat kaum einer gemerkt, dass es ein Salto vorwärts ist, denn es kommt ja so, wie wir es von der roten Straße in den Jahren 4, 3 und 2 vor dieser Zeit gesagt haben. Es wird ein Bürgerhaus im Ortskern kommen, davon getrennt wird eine Vereinshalle gebaut, an der Schule im anderen Ortsteil könnte danach auch eine Doppelsporthalle entstehen. Und wir trennen uns von überflüssigem Gebäudebestand. Damit könnten doch erst mal alle zufrieden sein. Meine Mitbewohner von der roten Straße und die Kollegen von der grünen Straße sind nur sauer, dass die Reihenfolgen vertauscht wurden.“
Dieter von der schwarzen Straße und Johannes von der unabhängigen Straße: “So ist das halt im Leben, es geht nicht immer alles auf einmal, aber versprochen war halt versprochen und deshalb machen wir erst die Vereinshalle.“
Reinhard von der roten Straße.“Ja, wahrscheinlich habt ihr recht. Jetzt müssen wir nur noch die Königin in unseren Plan einweihen. Die sollte nicht zu sehr auf den Pessimisten Martin von der blau-gelbe Straße hören. Der gräbt schon seit Jahren in seinem Garten Löcher und sucht das strukturelle Defizit. Hat es aber bis heute nicht gefunden. Nicht mal seine neue Nachbarin Barbara (Flötotto) spielt mit ihm. Mit solchen Klagegeistern kriegt man ein-fach nichts hin.“
Damit wäre die Geschichte vorerst beendet. Wie mag sie weitergehen heute und  in den Jahren 1 und 2 nach dieser Zeit? Wird sich auch die Königin besänftigen lassen? Wird die Sonne weiter scheinen über der Stadt, wird Heinz von der schwarzen Straße wirklich Kämmerer der Kurie werden? Welche neuen Streiche werden ausgeheckt? Wir sind gespannt!“