Am Donnerstag, den 23. Januar 2014 hat der Ortsverein Harsewinkel nun auch formal Sabine Amsbeck-Dopheide einstimmig als Kandidatin für das Bürgermeisteramt nominiert.

Im Greffener Bürgerhaus gratulierte Ralf Dräger als stellvertretender Vorsitzender Sabine zur dritten Kandidatur nach 2004 und 2009. „Du bist über die Grenzen von Harsewinkel und über die Parteigrenzen hinweg allseits anerkannt und so fest im Sattel, dass der größte politische Mitbewerber es nicht wagt, gegen dich einen Kandidaten aufzustellen“, so Dräger. Einer Wiederwahl am 25. Mai 2014 steht somit nichts mehr im Wege.
Unter der souveränen Versammlungsleitung von Gunhild Hinney betonte Sabine in ihrer Bewerbungsrede, dass Harsewinkel in der Energiepolitik schon früher auf regenerative Energien gesetzt hat, „so zum Beispiel hier in der Alten Mühle in Greffen oder beim Sägewerk Meier-Osthoff. Heute liegt Harsewinkels Potential in der Windkraft, dieses will ich aktiv begleiten“.

Aber auch die Altbausanierung oder die Nachverdichtung in bestehenden Siedlungsgebieten sind Themen, um die sich Sabine Amsbeck-Dopheide kümmern werde. Die Mobilität war ein weiterer Schwerpunkt ihrer Rede an die rund 20 anwesenden Mitglieder: „Die Pättkes in Harsewinkel sind die kurzen Wege, die für die älteren Generationen wichtig sind, längere Strecken kann man aber auch mit dem E-Bike in Harsewinkel zurücklegen. Und im Autoverkehr hat Harsewinkel noch kein Carsharing-Angebot“. Der öffentliche Nahverkehr muss insbesondere für die jüngeren Jahrgänge in Harsewinkel attraktiver werden.
Elvan Korkmaz (28) stellte sich anschließend als Kandidatin für das Landratsamt den Mitgliedern vor. „Wir brauchen mehr Miteinander zwischen den Städten im Kreis und der Kreisverwaltung, hier will ich neue Akzente setzen“, begeisterte Korkmaz mit ihrer jungen und dynamischen Ausstrahlung ihrer Zuhörer. Die Diplom-Verwaltungswirtin studiert neben ihrer Tätigkeit für die Stadt Bielefeld noch Wirtschaftswissenschaften an der FernUniversität Hagen und steht kurz vor dem Abschluss. „Jetzt steht aber der Wahlkampf an, wir haben im Kreis noch viele Aufgaben vor uns“.
Bewerbungsrede Sabine Amsbeck-Dopheide
Harsewinkel
gestern – heute – morgen
Vor zehn Jahren habe ich mich zum ersten Mal bei Euch um die Nominierung als Kandidatin für das Bürgermeisteramt beworben. Damals habe ich Euch von meinen Träumen und Wünschen für Harsewinkels Zukunft erzählt.
Vor fünf Jahren habe ich den Blick vom All auf Harsewinkel als Teil der Welt gerichtet unter dem Titel „Global denken – Lokal handeln“.
Heute will ich meine Ideen und Pläne für eine dritte Amtszeit mit Blick auf unsere Geschichte darstellen. Der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsinstitutes stellt fest: Der Erfolg einer Region beruht auf drei Faktoren:
- dem historischen Erbe,
- dem politischen Rahmen und
- den Aktivitäten der Menschen vor Ort.
Von alledem will ich heute erzählen. Beginnen möchte ich mit dem Thema ENERGIE:
Früher war die Energieerzeugung lokal. Zunächst wurde Wasserkraft als physikalische Energie genutzt, um Korn zu mahlen, Öl zu pressen, Flachs zu zerfasern oder Holz zu sägen. Die älteste Mühle im Stadtgebiet aus der Zeit der Klostergründung dürfte die Marienfelder Klostermühle sein. Nicht viel jünger ist deren Schwester die Neumühle hier in Greffen an der Ems.
In den letzten Jahren ist die Sägemühle Meier-Osthoff wieder zu Ehren gekommen. Durch großen Fleiß und ehrenamtliches Engagement ist die 1884 genehmigte Sägemühle wieder betriebsbereit und soll noch in diesem Jahr Strom erzeugen. Seit Anfang des 20.Jahrhunderts haben die Mühlen in Harsewinkel bereits elektrische Energie geliefert. Es gab drei kleine Elektrizitätswerke im Stadtgebiet. Eins davon war das Elektrizitätswerk von Heinrich Becker hier in diesem Bürgerhaus. Obwohl erst 1907 errichtet und somit viel jünger als die Neue Mühle an der Ems heißt das Bürgerhaus „Alte Mühle“. Hier wurde bis 1957 Korn gemahlen und seit 1915 für den Ortsteil Greffen über Gasantrieb Strom erzeugt. Für Harsewinkel und Marienfeld kam der erste Strom von Rohbergs Mühle an der Lutter.
Irgendwann haben es die kleinen Anbieter aber mit den leistungsschwachen Aggregaten nicht mehr geschafft, die steigende Nachfrage nach Strom zu decken. Auch die hohen Kosten für das Leitungsnetz bis zu weiter entfernt liegenden Kunden lohnten sich nicht für die kleinen E-Werke. Deshalb wurde das vorhandene Leitungsnetz zunächst vom Elektrizitätsamt Münster und der Stadt gegen Entschädigung von den Kleinerzeugern übernommen. Die Amtsvertretung hat bis 1928 das Netz in Kooperation mit Münster selbst betrieben, weil es für die Stadtkasse Ertrag brachte. Dann bot die VEW aber soviel Geld für das Netz, dass die Stadtvertreter schwach wurden und das Netz verkauften!
Und heute? Mit den Stadtwerken Harsewinkel und dem Klimaschutzkonzept vorwärts in die Vergangenheit? Ja, wir wollen das Stromnetz wieder zurückkaufen und die Energieerzeugung soll zunehmend wieder lokal erfolgen. Aber rückwärts gewandt ist das nicht. Zurzeit befinden wir uns in Kaufverhandlungen mit der RWE, um das Stromnetz zu übernehmen.
Ein Grund für die Entscheidung des Rates Stadtwerke zu gründen und das Netz zu rekommunalisieren war und ist, dass damit auch heute noch Geld verdient werden kann. Wenn dieses Geld im Ort bleibt, ist das für uns Harsewinkeler positiv. Ein weiterer Grund für mich war, dass viele Stromkunden nach Liberalisierung des Strommarktes nicht die Chance nutzten, den Stromanbieter zu wechseln. Da wo das Netz der RWE gehörte, sind die meisten Kunden bei der RWE geblieben. Da wo es EON gehörte, war die Mehrzahl EON Kunde. Ein echter Wettbewerb fand nicht statt. Das Land war faktisch aufgeteilt in RWE-, EON-, Vattenfall- und EnBW-Gebiete. Dieses Marktversagen mit all seinen negativen Folgen musste meines Erachtens auch in Harsewinkel durchbrochen werden.
Seit dem es ein Kundencenter zunächst der SGV gab, hat auch die RWE wieder die örtliche Kundenberatung aufgenommen, die sie zuvor trotz Bitte der Stadt dies nicht zu tun, aufgegeben hatte. Wettbewerb belebt eben das Geschäft!
Und seit dem die SWH auf dem Markt sind und um Stromkunden werben, steigt die Zahl der Kunden unserer Stadtwerke kontinuierlich an; nicht zuletzt, weil die aktuellen Stromkostensteigerungen durch die Preisgarantie für die Kunden der SWH aufgefangen werden und wir günstigen Strom anbieten. Vielleicht hat die Werbekampagne mit örtlichen Promis aber auch dazu beigetragen?
Die Energie soll sicher, bezahlbar und ökologisch sein. Das ist die Aussage der Bundesregierung im Koalitionsvertrag. Wenn das gelingen soll, muss die Energiewende kommunal umgesetzt werden. Durch Dezentralität der Energieerzeugung werden Leitungsverluste verringert. Das integrierte Klimaschutzkonzept des Kreises Gütersloh und das Klimaschutzkonzept der Stadt Harsewinkel zeigen die Handlungsmöglichkeiten auf. Die größten Erfolge bei der CO 2 Einsparung erzielen wir danach durch den Bau von Windkraftanlagen. Der Rat wünscht sich für den Betrieb der Windkraftanlagen die Beteiligung von Bürgergenossenschaften, weil dadurch erfahrungsgemäß auch die Akzeptanz in der Bevölkerung steigt.
Davon zu unterscheiden ist allerdings das Planungsrecht. In dieser Phase befinden wir uns zurzeit. Im Planungsrecht sind wir an gesetzliche Vorgaben gebunden und an die Rechtsprechung der Gerichte. Bei der Ausweisung von Windvorranggebieten hat der Rat ausschließlich zulässige planungsrechtliche Kriterien zu Grunde zu legen und nicht ob es ein Einverständnis der Eigentümer gibt, Bürgerbeteiligung zu zulassen. Es ist rechtlich unzulässig, die Ausweisung davon abhängig zu machen, ob eine Genossenschaft sich beteiligen kann, und würde die entsprechende Flächennutzungsplanänderung angreifbar machen. Das spreche ich heute deshalb so deutlich an, weil nach meiner Erfahrung der letzten Jahre nichts zu mehr Politikverdrossenheit führt, als wenn man Mitbestimmung signalisiert, die es letztlich gar nicht gibt. Das gilt nicht nur für die Ausweisung von Windvorranggebieten auch beim Ausbau von Straßen, wie z.B. beim Kreuzteich muss der Spielraum genau benannt werden, den es für die Bürgerbeteiligung gibt. Ansonsten führt das auf Seiten der Bürger zu Enttäuschungen. Echte Bürgerbeteiligung ist nicht nur gerichtet auf Herstellung von Akzeptanz, sondern auf Mitbestimmung und Mitgestaltung. Politik muss offen sagen, wo dies rechtlich überhaupt zulässig ist oder wo die gewählten Repräsentanten auf eigenen Gestaltungsspielraum tatsächlich zugunsten von Bürgerbeteiligung verzichten wollen. Das Mitnehmen von Bürgerinnen und Bürgern ist eben keine echte Beteiligung, sondern bestenfalls nachholende Überzeugungsarbeit, die zwar auch notwendig ist aber nicht überhöht werden sollte.
Doch nun zurück zum Energiethema. Nach meinem Eindruck sind viele Eigentümer von Windpotentialflächen sich ihrer Verantwortung bewusst. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir den zweiten Schritt nach der Planung zusammen mit den Flächeneigentümern, Anwohnern und Projektunterstützern partnerschaftlich gehen werden und über Genossenschaftslösungen oder über eine GmbH & Co KG dafür Sorgen, dass viele von den Erträgen der Windkraftanlagen profitieren werden. Ich werde mich dafür einsetzen und bei den Eigentümern dafür werben. Dabei unterstelle ich, dass auch nach der Reform des EEG die Windkraft an Land nicht völlig unwirtschaftlich wird. Vielleicht wird die Reform dazu führen, dass es für überregionale private Investoren nicht mehr so interessant ist in Windparks Geld anzulegen.
Als weiteren Schwerpunkt für Maßnahmen zur CO2 Einsparung ist die Altbausanierung zu nennen. Aller Voraussicht nach wird das Förderprogramm für Altbausanierungen von 50.00o € vom Rat dauerhaft fortgeführt. Sobald die Zusage vorliegt, dass wir Fördermittel des Bundes für einen Klimaschutzberater erhalten, wird die Stelle ausgeschrieben. Neben der wichtigen Beratung von Gewerbetrieben über Energiesparmaßnahmen könnte ich mir gut vorstellen, dass der Klimaschutzberater zusammen mit dem Meisterkreis ein Konzept für die systematisch aufsuchende Beratung und Bewerbung über Sanierungsmaßnahmen in Siedlungen mit alten Gebäuden abstimmt. Denn, um in die Geschichte zurückzukehren: Harsewinkel ist vor allem auch in den 1950iger und 1960iger Jahren um große Siedlungsgebiete gewachsen. Nahezu die Hälfte aller Wohngebäude in Harsewinkel sind in den Jahren von 1949 – 1978 gebaut worden.
Heute gilt es neben der energetischen Sanierung Eigentümer großer Grundstücke auch auf die Möglichkeit der Nachverdichtung hinzuweisen. Statt der Neuausweisung von Baugebieten auf der grünen Wiese ist es ökologischer und ökonomischer Wohnraum zu schaffen, wo bereits Kanal, Wasser, Strom und Straße vorhanden sind. Weil man heute aber keine Zinsen für Guthaben erhält, ist kaum ein Alteigentümer bereit, ein Haus oder ein Grundstück zu verkaufen, selbst wenn er keinerlei Nutzen mehr davon hat. So droht irgendwann Leerstand, Überalterung und der Preisverfall in den Siedlungsgebieten. In den USA ist der Trend bereits erkennbar, dass vielmehr Arme in den Einfamilienhäusern der Vorstädte leben als in den Kernstädten. Deshalb sollten Eigentümer großer Grundstücke, die eine Hinterbebauung zulassen, durchaus darüber nachdenken, ob es nicht sinnvoll ist bei entsprechender Nachfrage bereits heute zu verkaufen und das eingenommene Geld mit warmen Händen an Kinder und Enkel weiterzugeben.
Neben der vorhandenen Infrastruktur spricht auch die Nähe zum Ortskern dafür, für eine Nachverdichtung zu werben. Die Diskussion um die Frage, ob und wo weitere Parkplätze in der Innenstadt entstehen sollen, macht es deutlich: Die Ausrichtung der Städte allein auf das Auto stößt an seine Grenzen. Schon 1907 als das erste Auto im Stadtgebiet hier in Greffen stand, gab es gefühlte oder tatsächliche Probleme damit. Mehrfach wird davon berichtet, dass das Dorf Greffen und die Stadt Harsewinkel von auswärtigen Kraftfahrern viel zu schnell durchfahren würden. Die Amtsverwaltung sah sich deshalb veranlasst, Schilder aufzustellen „In Stadt nur Schritt“ oder noch allgemeiner „Schritt fahren!“ Nicht überliefert ist, ob unsere Vorfahren damit erfolgreicher waren als wir mit diversen Versuchen, den Verkehr in der Stadt zu verlangsamen. Darauf will ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen und den Blick richten auf den Platzbedarf für die PKWs, der immens ist auf privaten Grundstücken und im öffentlichen Raum. Deshalb kommt es nicht nur darauf an, dass sich wegen des Klimaschutzes der Antrieb ändert hin zu mehr Elektromotoren. Wir müssen verändertes Mobilitätsverhalten unterstützen und, soweit es in städtischer Verantwortung ist, ermöglichen, weil es wegen der Stau- und Parkplatzproblematik notwendig ist. Die Stauproblematik ist jedem bekannt, der morgens die Schulstraße in Greffen, den Kreuzteich in Marienfeld, den Pfingstknapp etc. befahren will oder muss.
Für junge Leute werden wir als Lebensstandort nicht attraktiv bleiben, wenn wir uns allein auf die höchste Garagendichte in den Siedlungsgebieten oder auf die höchste Parkplatzdichte im Innenstadtbereich berufen können.
Nach der bekannten Shell-Studie ist seit Jahren das Smart Phone für Jugendliche wichtiger als ein Auto. Junge Leute, insbesondere gut ausgebildete, sind nicht mehr Auto fixiert. Deshalb gilt es, Radwege so instand zu halten, dass sie mit E-bikes befahren werden können, denn auch zunehmend werden auch junge sportliche Fahrradfahrer auf E-Bikes umsteigen. Das e-Fahrrad ist nämlich eine echte Alternative, weil sich der Weg von 5 km ohne Anstrengung auf 10 km verlängern lässt. Auch immer mehr Senioren steigen auf E-Bikes um, weil kräftezehrender Gegenwind egal ist. Wenn man weiß, dass fast 80 % der Wege in Kleinstädten nicht länger als 5 km sind, dann ist zu erkennen, welches Potential für die Ortskerne in diesem platz- und energiesparenden Fortbewegungsmittel steckt. Für die Stadtplanung heißt dass mehr sichere Stellflächen für teure Fahrräder zu schaffen.
Wenn für die nachfolgenden Generationen von Verkehrsteilnehmern das Nutzen von Autos wichtiger ist als das Besitzen, dann müssen wir uns darum bemühen, dass es auch in Harsewinkel ein Car-sharing-Angebot gibt. Wir haben zunehmend Trainées in der Stadt, die vorübergehend bei uns wohnen und z.B. die CLAAS-Academy besuchen. Auch das sind potentielle Kunden solcher Car-sharing-Angebote. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass ein Anbieter zusagen wird.
Wir sollten alles tun, damit nicht noch mehr wertvolle Innenstadtfläche versiegelt werden muss für Parkplätze. In den letzten Jahren sind viele neue Häuser in der Innenstadt von örtlichen Investoren gebaut worden. Neben Geschäften, Cafés sind auch viele barrierefreie Wohnungen entstanden. Und auch in einer Kleinstadt wie Harsewinkel ist mittlerweile zu beobachten, dass immer mehr Senioren aus ihren EFH in die Stadt ziehen. Der Slogan kurze Beine – kurze Wege für möglichst wohnortnahe Kitas und Schulen gilt auch für alte Beine. Je älter die Menschen werden, umso mehr schränkt sich häufig der Aktionsradius ein, deshalb ziehen ältere Menschen gern in die Innenstadt, weil hier alles nah bei ist. Deshalb will ich die kleinen Pättkes, die früher die Kirchwege waren, in den Ortskernen erhalten., nur in einem besseren Zustand als früher, heißt es doch in einem Gedicht von Annchen Wendlandt aus dem Jahr 1899 über Harsewinkel:
Ist manche Straße auch recht weich,
An Steinen arm an Wasser reich,
so dass oft sitzet fest im Nu,
in Heimaterde unser Schuh,
Wir haben doch, ob nah, ob fern,
Das Harsewinkel alle gern.
Früher hatten die Leute im armen Harsewinkel, wo die Häuschen windschief waren und die Hauptstraße Schwere Not Straße hieß, kein Fahrrad. Alle Wege mussten zu Fuß gemacht werden, meist in Holschken, weil Lederschuh für die meisten unerschwinglich waren. Die Zeit der Lederschuhe, die bei Claves in Greffen kostengünstiger durch Fließbandarbeit hergestellt wurden, kam erst ab 1925. Diese Schuhe wurden entsprechend des damaligen Marketingkonzepts wie folgt angepriesen: Dat is en Schaoh, doa kanns drin gaohn, Is deftig arbeet und reell, von utgesochtem Lederfell, För Manns- und Fraulü, un de Blagen, in Sumer- un de Winterdagen.
Aber, wie gesagt, das galt für die meisten Bewohner Harsewinkels erst später:
Deshalb waren die Wege zwischen den Gärten und Häuser hindurch so wichtig, weil das Laufen und Schleppen von Lasten möglichst kurz gehalten werden sollte.
Heute sind diese alten Abkürzungen für Rollatorfahrer wichtig, die mit ihren Kräften haushalten müssen. Außerdem sind Wege ohne Straßenbegleitung für Fußgänger attraktiv, wenn sie gut begehbar und gut ausgeleuchtet sind. Vielleicht gelingt es uns, noch entsprechende Wege zu reaktivieren, wie es uns bei der Durchfahrt vom Marienplatz zur Clarholzerstraße gelungen ist. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die rollator- und kinderwagengerechten Übergänge über die Straßen erwähnen, die es weiter auszubauen gilt. Auch Rollstuhlfahrer haben sich schon sehr positiv geäußert über die bodengleichen Absenkungen. Wege in der Stadt so zu gestalten, dass sie für Menschen mit Behinderung möglichst unproblematisch sind, trägt dem Gedanken der Inklusion Rechnung. Für Harsewinkel ist das besonders wichtig, da vergleichsweise viele Menschen mit Behinderungen hier leben, sei es im wahrhaft herausragenden Gebäude der Lebenshilfe in Brentrups Garten oder in den Wohngruppen in den Siedlungen. Alte Leute und Menschen mit Behinderung gehören in unsere Mitte. Das ist Inklusion.
Im Jahr 2013 hatten wir bedeutsame Firmenjubiläen: Die Firma Drepper feierte 111 Jahre ihres Bestehens, 100 Jahre wurde ….. die Gaststätte „Zum Jägereck“ in der Prüske Egge, ein ziemlich bekannter Geheimtipp für Fahrradfahrer aus Bielefeld;
und natürlich CLAAS. Als größter Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler unserer Stadt haben wir dem Unternehmen und den Mitarbeitern viel zu verdanken. Von vielen unbemerkt ist, dass wir im Vergleich zu anderen Städten unserer Größenordnung viele Arbeitsplätze im Entsorgungs- und Verwertungsbranche haben. Neben den beiden Großen, Reiling und Grumbach sind auch Amsbeck und kleine Firmen, wie Wenner zu nennen.
Welche Bedeutung die Firma CLAAS für die Entwicklung des Heidestädtchens in den letzten 90 Jahren nach Ansiedlung des Betriebes in Harsewinkel hat, ist mehrfach im Namensgebungsverfahren für die Mähdrescherstadt erwähnt worden.
Aber gerade in den letzten Jahren seit 2005 hat die Beschäftigungssituation in Harsewinkel eine unglaubliche Entwicklung genommen. Seit 2005 hat sich die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse um 30 % erhöht. Dabei sind die Frauen mit 27% Steigerung etwas weniger beteiligt. Familie und Beruf zu vereinbaren, ist auch heute noch schwierig. In der Lebensphase, in die üblicherweise die Familiengründung fällt, soll oft auch der Einstieg in den Beruf gelingen. Es fehlt oft einfach den jungen Eltern Zeit oder aber immer noch eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung.
Hier gilt es zusammen mit dem Jugendamt des Kreises GT als Träger der Jugendhilfe und Unternehmen Angebote zu schaffen, dass gerade kleinere Kinder möglichst in der Nähe der Arbeitsstelle ihrer Eltern betreut werden können. Die Firma Reiling hat das als Betriebskita vorgemacht. Betreuungen nach Wohnortprinzip für kleine Kinder einzurichten, scheint mir nicht sachgerecht, weil viele Mütter und Väter ruhiger arbeiten können, wenn sie ihre Kleinkinder während der Arbeits- und Dienstzeit in ihrer Nähe wissen. Dann können Eltern im Notfall schneller reagieren, als wenn sie möglicherweise erst zur Kita am Wohnort zurückkehren müssen. Auch insoweit bin ich optimistisch bald Fortschritte im Kita-Angebot zu machen.
Im Marketingprozess des vergangenen Jahres ist uns einmal mehr deutlich geworden, dass junge Leute zwischen 12 und 25 Jahren die Freizeit- und Kulturangebote in Harsewinkel nicht für ausreichend erachten. Deshalb müssen wir Gütersloh, Bielefeld und all die anderen Metropolen oder Sehnsuchtsorte für die jungen Leute näher heranholen. Das geht durch den Schnellbus schon ganz gut. Noch besser wäre der Zug, weil man diesen kombinieren kann mit anderen Fortbewegungsmitteln, wie Fahrrad, Tretroller etc. Außerdem hoffe ich auf die Initiative der Kreis SPD für die Reaktivierung des Nachtbusses und auf ein Schülerticket für Freizeitfahren ähnlich dem Semesterticket.
Der Kreis Gütersloh und die Stadt Harsewinkel verlieren seit Jahren Bevölkerung in der Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren. Darauf weist aktuell die Industrie- und Handelskammer hin. Flüchtlinge, die in Harsewinkel zurzeit leben, sind im Durchschnitt 24,5 Jahre jung. Der Altersdurchschnitt der übrigen Bevölkerung dürfte mittlerweile über 40 Jahre liegen. Von den aktuell 122 Flüchtlingen sind 58 unter 25 Jahre und gehören damit zur Gruppe, deren Abwanderung aus Harsewinkel wir beklagen. Deshalb ist Integration und Qualifizierung von Zugewanderten im Sinne der Wirtschaftsförderung stets ein wichtiges Thema.
Harsewinkel mit Marienfeld und Greffen hat im Marketingprozess nach der treibenden Idee gesucht: Die Idee, die uns antreibt und zusammenhält. So recht haben wir die Idee nicht benennen können.
Aber für mich ist Harsewinkel einfach das Zuhause, für viele Zugewanderte ist es das Zuhause geworden, selbst wenn die Heimat in der Türkei, in Ossetien oder sonst wo ist. Für manche, die nur vorübergehend hier leben, ist es ein zeitweises oder ein Zweit-Zuhause.
Ich will weiterhin dafür sorgen, dass sich die Menschen hier zuhause fühlen können.
Mit der ersten Strophe von Annchen Wendlands Gedicht aus dem Jahr 1899 möchte ich deshalb schließen:
Ein Städtchen tief im Münsterland
Noch vielen Menschen unbekannt,
mit Leutchen drin von gutem Schlag,
Die scheuen weder Müh noch Plag’,
Ein Städtlein klein ohn’ jede Zier,
Das nennen unsere Heimat wir:
Oh Harsewinkel tief im Sand,
wie lieb ich Dich mein Heimatland!