

Der SPD-Ortsverein Harsewinkel hatte den DGB-Kreisvorstand und IG-Metall-Funktionär Hans-Werner Heißmann-Gladow zu Gast, der den anwesenden Mitgliedern einen Einblick in das Thema Prekäre Arbeitsverhältnisse Soziale Wirklichkeit in Deutschland verschaffte.
Heißmann-Gladow konnte aus dem Fundus seiner eigenen Erfahrungen mit Leiharbeit, befristeten Arbeitsverhältnissen, Werksverträgen und Minijobber schöpfen, deren Auswirkungen er und seine Kollegen tagtäglich erleben.
Die aktuellen Zahlen seien in der Tat besorgniserregend. In unserem wohlhabenden Land existieren ca. 9 Millionen sog. prekäre Arbeitsverhältnisse, wo das Einkommen gering und die Arbeitsverhältnisse schlecht seien. Der Referent zitierte aus dem Zahlenwerk der Hans-Böckler-Stiftung, wonach die Zahl der Leiharbeiter von 100.000 im Jahre 1991 auf heute über 1 Millionen angewachsen ist.
Beeindruckend auch die Zahlen im Kreis Gütersloh:
Während es 2006 3600 Leiharbeiter gab, so seien es 2014 schon 5700. Die Hans-Böckler-Stiftung spricht davon, dass im Kreis Gütersloh ca. 40 % aller Beschäftigten in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten. Neben dem geringen Verdienst kommt hinzu, dass die Arbeitnehmer keinen Kündigungsschutz und bei Entlassungen keinen Sozialplan beanspruchen könnten, stellte Heißmann-Gladow fest. Leiharbeiter haben fast keine Chance, in Ihrem Betrieb in ein normales, unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Der IG-Metall-Funktionär stellte fest: Die Leiharbeit ist ein Krebsgeschwür am Arbeitsmarkt. Pervers sei schon die betriebswirtschaftliche Einstufung von Leiharbeitern in den Betrieben. Sie seien nun Teil des Anlagevermögens, kein Personal mehr. Und in der Regel seien die jeweiligen Einkaufsabteilungen für sie zuständig und nicht die Personalabteilungen.
Nicht anders sei die Situation mit den sogenannten Werkverträgen. Diese Beschäftigten würden als Selbstständige geführt und müssen neben ihrem Hungerlohn auch noch die Sozialversicherungsbeiträge selbst bezahlen. Der Gesetzgeber hat den Betriebsräten keine Mitbestimmung bei Werkverträgen eingeräumt, und dies muss schleunigst geändert werden, rief Heißmann-Gladow aus.
Die anschließende, sehr lebhafte Diskussion beschäftigte sich mit den notwendigen Veränderungen in der Sozialgesetzgebung, um diese verheerenden Auswüchse auf dem Arbeitsmarkt einzudämmen. Viele Beispiele für die Umsetzung wurden diskutiert, beispielsweise das Modell Österreich, dass die Leiharbeit dermaßen verteuert hat, dass deren Löhnen höher sind als die der normalen Beschäftigten. Die Sozialdemokraten seien aufgefordert, durch flankierende Gesetze dafür zu sorgen, dass wieder Ordnung in den Arbeitsmarkt komme. Wir sind die Partei der Arbeitnehmer und müssen wieder Perspektiven für einen gerechten Sozialstaat entwickeln, schloss Hans-Werner Heißmann-Gladow seinen Vortrag. Unsere bisherigen wirtschaftlichen Erfolge weltweit sind auch auf unsere Sozialgesetzgebung zurück zu führen, die den Kitt unserer Gesellschaft darstellen. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Sozialordnung wieder gerecht wird, damit sich in unserer Gesellschaft wieder jeder wiederfinden kann.