

Volles Haus gestern abend im Stadtrat. Rund 100 Bürgerinnen und Bürger, überwiegend von der „Bürgerinitiative Lebenswertes Harsewinkel“, verfolgten die rund eineinhalbstündige Diskussion um die beabsichtigte Änderung des Flächennutzungsplans. Ihre Sorgen hatten die Bürgerinnen und Bürger bereits im Vorfeld in einer Bürgerversammlung und gestern auf dem Rathausvorplatz durch Plakate bekundet.
Die intensive und sachliche Diskussion zeigte den hohen Informationsbedarf bei der Politik und den betroffenen Anwohnern im Außenbereich, die deutlich größere Abstandsflächen zur Wohnbebauung fordern. Der Stadtrat beschloss einstimmig die formelle Beteiligung der Öffentlichkeit auf die Zeit nach den Sommerferien zu verschieben. „Qualität geht hier vor Schnelligkeit“ meint auch die SPD. Das machte der umweltpolitische Sprecher Ralf Dräger deutlich.
Zuvor hatte Herr Tischmann vom Planungsbüro „Tischmann Schrooten“ viele Fragen der Bürger aufgegriffen und beantwortet. Danach kommt dem Flächennutzungsplan eine entscheidende Steuerungswirkung bei der Windkraft zu. Denn nur so kann ein Flickenteppich aus Einzelwindkraftanlagen vermieden werden. Windkraftanlagen (WKA) sind durch den Gesetzgeber zu privilegierten Bauvorhaben geworden. Der Windkraft selber „muss substanziell Raum gegeben werden“, wobei eine Wiederholung einer „Verhinderungsplanung“ wie vor 15 Jahren diesmal vor den Gerichten scheitern werde und zu einem Scherbenhaufen für alle führen könnte. Tischmann und auch Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide (SPD) warnten daher vor vorschnellen Abstandsfestlegungen zum jetzigen Zeitpunkt, damit man später nicht in die Situation komme, überhaupt keine Auswahl mehr bei der Ausweisung von Konzentrationsflächen zu haben. Vielmehr gehe es zunächst darum, möglichst viele Tabu- Kriterien zu den einzelnen Zonen zu sammeln.
Zur ersten Beruhigung der Bürger trug sicherlich auch die Aussage bei, dass am Ende die Flächen deutlich kleiner ausfallen werden. Denn ganz OWL soll nach der Landesplanung rund 10.500 Hektar ausweisen. Daher werden es in Harsewinkel am Ende deutlich weniger als die zur Zeit 1.000 ha sein. Wieviel kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden, aber es gelte auch der Grundsatz:“Wer viel Fläche hat, muss viel liefern!“
Ralf Dräger machte für die SPD deutlich, dass die SPD die Förderung der Windkraft und die energetische Unabhängigkeit auch in Harsewinkel weiterhin als sinnvoll ansieht. „Aber wir sind gegen Wildwuchs und die Verspargelung des Landschaftbildes! Daher stimmen wir der Einleitung des Flächenutzungsplansänderungsverfahren zu.“