

Rund 80 interessierte Gäste sind am 1. Oktober der Einladung des SPD-Ortsvereins Harsewinkel gefolgt und haben sich im Heimathaus über die Flüchtlingssituation in Harsewinkel informiert. In der von Ralf Dräger moderierten Veranstaltung erzählten drei Syrer von ihrer Flucht und ihren Weg bis nach Harsewinkel. Sabine Amsbeck-Dopheide (SPD, Bürgermeisterin) erläuterte dabei die aktuellen Daten und Zahlen, Thorsten Klute (SPD, Staatssekretär NRW) stellte die Aufgaben des Landes dar und Carmen Francis (Gemeinwesenarbeit, AWO) schilderte die alltäglichen Herausforderungen, die sich im Rahmen ihrer Tätigkeit in der Gemeinwesenarbeit ergeben. "Wir müssen informieren und das Thema in der Öffentlichkeit breiter aufstellen, dann können wir die positive Grundstimmung halten", erklärte Ralf Dräger die Motivation des SPD-Vorstandes für diese Veranstaltung.
Alban Gostanian, Abdullah Yazyi und Haithan Dughanji machten auf der Veranstaltung eindrucksvoll deutlich, warum sie ihre Heimat verlassen haben und welche Wege sie nach Harsewinkel nahmen. Albeir Eleya übersetzte dabei Geschichten von Fahrten mit Schleppern, Betrug und Diebstahl sowie weitere Entbehrungen, denen die Flüchtlinge auf dem Weg nach Deutschland ausgesetzt waren. "Allepo ist eine Geisterstadt", so eine Aussage der Flüchtlinge. Oder die Geschichte der Entführung eines christlichen Syrers durch den IS, wo er als Gefangener zum Islam konvertieren und den ganzen Tag aus dem Koran vorlesen musste. Für die Zukunft wünschen sich alle Beteiligten, dass sie in Frieden mit ihren Familien in Harsewinkel leben können.
Sabine Amsbeck-Dopheide schilderte, dass zur Zeit rund 295 Flüchtlinge in Harsewinkel leben, hinzu kommen noch 70 "Kontingentflüchtlinge". Syrer stellen mit Flüchtlingen vom Westbalkan die größte Gruppe, untergebracht sind sie in den 78 stadteigenen Wohnungen oder in angemieteten Wohnungen. "Hinzu kommen bald die Schwedenhäuschen im Freibad, es ergeben sich aber auch häufig kurzfristig neue Unterbringungsmöglichkeiten", so Amsbeck-Dopheide.
"Das Land NRW muss täglich 3.000 Mal Obdachlosigkeit verhindern", so Thorsten Klute. Dass aber schon jetzt an die Integration derjenigen mit guter Bleibeperspektive gedacht werden muss, machte er überzeugend deutlich: "Wir brauchen Sprachkurse, auch schon vor der Anerkennung, denn dadurch gelingt Integration am einfachsten", so Klute. Die Bedeutung der Ehrenamtlichkeit hob Klute besonders hervor.
"Zunächst wollen Flüchtlinge ihr Asylverfahren geklärt haben, aber dann kommen schon die ganz alltäglichen Fragen: wie komme ich an Kinderkleidung, wo gibt es noch einen Kinderwagen oder wer kann bei der Reparatur des Fahrrads helfen", schilderte Carmen Francis von der Gemeinwesenarbeit die Fragen, mit denen sie im Gemeinschaftshaus täglich konfrontiert wird. "Wir organisieren aber auch internationale Kochkurse und gemeinschaftliches Essen, an denen sich die verschiedenen Kulturen am Dammanns Hof näher kommen können", so Francis.
Die ehrenamtliche Hilfe wird demnächst eine zentrale Anlaufstelle bei der AWO haben. Dieses Ergebnis des "Runden Tisches" schilderte Kai Treptow vom AWO-Kreisverband, der zur Zeit ein schlüssiges Konzept dazu erarbeitet. Wie Integration am besten gelingen kann, schilderte Josef Öz als Migrant und Träger des Bundesverdienstkreuzes für seine Leistung als Migrationsbeauftragter: "Die Menschen müssen aufeinander zugehen, sich nicht verstecken und natürlich die Sprache erlernen, dann wird vieles viel einfacher". Mit zahlreichen Einzelgesprächen im Anschluss der Veranstaltung endete ein gelungener Abend, der bei den Verantwortlichen für sichtbare Zufriedenheit sorgte.