„Es ist einfach ein tierisch kompliziertes System“, so das eher ernüchternde Zwischenfazit von SPD-Sprecher Reinhard Hemkemeyer nach der jüngsten Debatte im Schulausschuss zum Thema „Verbesserung des ÖPNV„. Die Materie ist kompliziert. So kompliziert, dass selbst die Tarif -Experten zuweilen ins Schleudern kommen.

Es ging mal wieder um die Begriffe „Fun-Ticket“, „Schulwegticket“ und „Schülerticket“ im Schulausschuss. Stefan Honerkamp vom Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) als Träger der Schülerbeförderung brachte schließlich ein bisschen Licht ins Dunkel. Am Ende beschloss der Ausschuss auf eine erneute Umfrage unter den Schülern und ihren Eltern zur Einführung des so genannten Schülertickets zu verzichten, das das bisherige Schulwegticket ablösen sollte. Stattdessen wurde das Thema in die Fraktionen zurück überwiesen.

Die SPD-Fraktion, die Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV seit Jahren vorantreibt, stimmte dem Beschluss mit Bauchschmerzen zu.
Aus Sicht der SPD soll ein Schülerticket so einfach sein wie das Semesterticket der Studierenden, was aber nach Auskunft von Stefan Honerkamp heute so nicht möglich ist. Reinhard Hemkemeyer: „Irgendwann mal muss die Politik aber den Schwur leisten, was sie will.“
Dem Wunsch der jungen Menschen nach mehr Mobilität trägt der VVOWL aber dennoch Rechnung. Hier hatte die Kreis -SPD entsprechende Anträge gestellt.
Die Einführung des Fun-Tickets Regio zum 1. August 2017 sowie eine Ausweitung der Betriebszeiten auf der viel genutzten Buslinie 71 von Güterloh nach Harsewinkel bis in die späten Abendstunden ist beschlossene Sache. Das Fun-Ticket richtet sich an alle unter 21-Jährigen. Es kostet 15 Euro im Monat, als Abo zwölf Euro, und gilt an 365 Tage im Jahr, an Schultagen ab 14 Uhr, sonst rund um die Uhr, für alle Busse und Züge im Kreis Gütersloh. Leider gibt es keine familiären Ermäßigungen für das zweite oder dritte Kind, was wiederum bei einem Schülerticket möglich wäre.
Das heutige Angebot auf der Linie 71 ist tagsüber bereits gut ausgebaut, es fehlen aber vor allem Fahrten am Abend. So wird der ÖPNV heute von den jungen Leuten kaum für Freizeitaktivitäten in Gütersloh genutzt werden, weil die Rückfahrt zu früh, nämlich bereits um 21.17 Uhr, angetreten werden muss. Vorgesehen ist jetzt, dass der letzte Bus in Richtung Harsewinkel in der Woche und am Samstag in Gütersloh erst um 23.17 Uhr und am Sonntag um 22.17 Uhr startet.
Honerkamp machte für die Runde auch einige Verbesserungsvorschläge zu den weiteren ÖPNV-Komponenten, die in Harsewinkel bestehen: Taxibus und Anrufsammeltaxi (AST). Die bisherige Praxis beim AST: Das Taxi muss per Telefon bestellt werden. Die Fahrgäste werden von einer Haltestelle ihrer Wahl abgeholt und innerhalb der Stadt bis vor die Haustür gefahren. Dafür wird ein nach der Entfernung gestaffelter Fahrpreis erhoben. Der VVOWL möchte die Betriebszeiten auszuweiten und die Bedienung vor 20 Uhr auf die vorhandenen Haltestellen beschränken Auf einen gesonderten Tarif soll aber verzichtet werden, der normale ÖPNV-Preis würde damit auch beim AST gelten.
Ralf Dräger: „Diesen Ansatz sollten wir im Auge behalten und in den weiteren Beratungen berücksichtigen“.