Außenwerkstatt: Ausgezeichnet. Ausgeblutet. Abgeschafft!

Blick in die Außenwerkstatt
Poul Schulte-Frankenfeld kommentiert die Ratsentscheidung zur Außenwerkstatt

Sehr kritisch äußerst sich auch SPD-Vorstandsmitglied Poul Schulte-Frankenfeld zum Mehrheitsbeschluss von CDU und Grünen, keinen Förderantrag zur Weiterentwicklung der Außenwerkstatt zu stellen.

Auch er meint, dass eine große Chance vertan worden ist.

Lesen Sie hier seine Kommentierung zur Entscheidung:

„Im Jahr 2012 wird die August-Claas-Schule insbesondere für ihr „vorbildliches“ und „wegweisendes“ Konzept der Außenwerkstatt mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Zahlreiche Besucher, darunter aus Berlin und Skandinavien folgen dem guten Ruf nach Harsewinkel. Heute, keine 5 Jahre später, stehen wir kurz vor ihrem möglichen Aus.

Seitdem der Verein „Außenwerkstatt e.V.“ im Frühjahr 2016 einen neuen Vorschlag zur Weiterführung des Erfolgsmodells vorgelegt hat, scheint die Harsewinkler Politik tief gespalten. Erst kürzlich ist ein Vorstoß zum Neubau der Einrichtung an der Theodor-Storm-Straße durch die Stimmen von CDU und Grüne gestoppt worden – trotz einer 90%igen Förderquote durch die Bezirksregierung in Detmold.

Die fadenscheinigen Argumente der Opponenten müssen wie Messerstiche für die Initiatoren des neuen Vorschlags sein. Trotz eines knapp 30-seitiges Dokuments mit Unterstützungsbekundungen aller Bildungseinrichtungen im Stadtgebiet, unzähligen Gesprächsrunden und Überarbeitungen sowie dem Einholen zahlreicher Spenden, wird der Außenwerkstatt mit einer simplen Antwort das Licht ausgeknipst: „zu teuer, nicht notwendig, mögliche Folgekosten“ – und das (erneut) bei einer Förderquote von 90%. Dabei scheinen einige Bürgervertreter im Stadtrat das Ziel dieses neuen Konzeptes um Längen verkannt zu haben.

Zum einen ist ein Neubau sehr wohl dringend notwendig. Das derzeitige Gebäude an der Oesterwegerstraße ist mehr als baufällig und kann aktuell nur dank der „Restaurierungsarbeiten“ der Handwerkssenioren genutzt werden – wer schon einmal da war, kann dies bestätigen (ein Besuch lohnt sich auch für Politiker!).
Zum anderen denkt das neue Konzept den preisgekrönten Weg der Außenwerkstatt weiter und installiert in das pädagogische Fundament von JAU eine erweiterte Wissensvermittlung, beispielsweise in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung, Energetik und Nachhaltigkeit. Davon können nicht nur Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf profitieren, sondern auch Kindergartenkinder, Grund- und Gesamtschüler sowie Gymnasiasten – nach dem neusten Entwurf der Stadt sollen auch Langzeitarbeitslose und Flüchtlinge die Möglichkeit bekommen, das Förderprogramm zu nutzen. Damit könnte Harsewinkel nicht nur für höhere staatliche Zuschüsse und eine Vollzeitnutzung der Einrichtung sorgen, sondern erneut einen außerordentlichen und wegweisenden Beitrag zur Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt leisten.

In diesem erweiterten Konzept scheinen einige Ratsdamen und -herren die Krux zu sehen. Dabei ist genau diese Erweiterung eine unglaubliche Chance. Wir können unsere Erfahrungen aus den vergangenen Jahren nutzen, um unseren Schülern eine neue, erfolgreiche Form des Unterrichts anzubieten, Kreativität, Begeisterung und persönliche Stärken zu fördern und Schulmüdigkeit zu mindern – oder wir können uns an Zukunftsängsten und scheinheiligen Finanzargumenten festklammern, unsere Chance verpassen und die Außenwerkstatt ausbluten lassen.

Dass bereits mehr als 600 Schülerinnen und Schülern der Hauptschule und etwa 500 Teilnehmer anderer Einrichtungen im Rahmen der Außenwerkstatt ihre beruflichen wie privaten Interessen finden und ihre Stärken ausbauen konnten, ist kein Zufall. Der Grund sind Menschen die Engagement, Courage, Ausdauer und Weitsicht bewiesen haben – die sich vor allem aber auch nicht davor gescheut haben, Geld und Zeit zu investieren, um die Schule der Zukunft mitzugestalten.
Deshalb wünsche ich mir von den Mitgliedern des Stadtrates einen Hauch mehr Mut, Euphorie und Optimismus. Lasst uns diese einmalige Chance nicht einfach verwerfen und in konservativen, nach hinten gewandten Denkmustern verharren. Lasst uns gemeinsam nach vorne blicken und in Harsewinkel den Lernort der Zukunft schaffen.“