Anke Unger: Wir müssen die soziale Schieflage schnell beenden!

Die SPD Harsewinkel hatte am 20. Februar 2018 zu einem Thema eingeladen, welches die sogenannten prekären Beschäftigungsverhältnisse und die soziale Wirklichkeit in Deutschland durchleuchten sollte. Hierzu referierte die DGB-Geschäftsführerin der Region Ostwestfalen-Lippe, Anke Unger aus Gütersloh.

Führten durch den Abend: Anke Unger (DGB) und Ralf Dräger (SPD)

Wer von „prekärer Beschäftigung“ in unserem Lande spreche, müsse zunächst definieren, was damit genau gemeint sei und wie viele Beschäftigte unter diesen Arbeitsverhältnissen leben müssten. Die neutraleren Begriffe seien „atypische“ oder „flexible“ Beschäftigung.
Diese Begriffe werden in Abgrenzung vom sog. „Normalarbeitsverhältnis“ definiert, also nicht Vollzeit, sozialversicherungspflichtig und unbefristet. Die atypische Beschäftigung weicht hinsichtlich der Einkommen, der Arbeitszeit, der Integration in soziale Sicherungssysteme, Stabilität und Arbeitnehmerrechte ab.
Die möglichen Folgen der atypischen Beschäftigung für die Betroffenen seien
-geringere materielle und soziale Absicherung,
-faktische Benachteiligung,
-Unsicherheit bzw. Verunsicherung,
-keine längere Planungssicherheit und die
-die Beschäftigten seien häufig auf Leistungen nach Hartz 4 angewiesen.

Anke Unger, DGB OWL

Allein im Kreis Gütersloh sei jeder 3 Hartz 4- Bezieher sogenannter „Ergänzer“, so Anke Unger, die auch Vorsitzende des Arbeitsmarkt- und Sozialausschusses des Kreises Gütersloh ist.
Es gebe eine Vielfalt an atypischen Beschäftigungen wie Minijobs, befristete Beschäftigung. Leih- und Zeitarbeit, Werkverträge, Solo-Selbstständige, Praktika und ungeschützte Einstiegsverhältnisse und Niedriglohn-Beschäftigungen allgemein.
Anke Unger beschrieb auch die Maßnahmen, die in den letzten Jahren getroffen wurden, um die prekäre Lage vieler benachteiligter Beschäftigten zu verbessern. Beispielsweise wurde der gesetzliche Mindestlohn eingeführt, der derzeit bei 8.84 €/Stunde beträgt, eine bessere -wenn auch noch unzureichende Regulierung von Leiharbeit und Werkverträgen, Leiharbeit sei auf 18 Monate an einem Einsatzort begrenzt worden.
„Dies ist nur ein Anfang der Verbesserung aber im Grunde viel zu wenig, um die Lage ausreichend zu verbessern.“, so die DGB-Geschäftsführerin. Es müssten in ihren Augen die Minijobs und die sachgrundlosen Befristungen abgeschafft werden. Der Mindestlohn müsse kurzfristig auf 12 € angehoben werden.
„Und wir haben immer noch nicht den gleichen Lohn für gleiche Arbeit; Frauen sind heutzutage immer noch benachteiligt und das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit muss endlich gesetzlich geregelt werden!“
Eine sehr lebhafte Diskussion der ca. 3o Anwesenden bestätigte dem Ortsvereinsvorsitzenden Ralf Dräger, die wirklich wichtigen Themen, die die Menschen berühren, konsequent aufzugreifen. „Wir werden in naher Zukunft unter anderem Veranstaltungen zur Digitalisierung in der Arbeitswelt oder zu der sozialen Lage der per Werkvertrag Beschäftigten anbieten, um die soziale Wirklichkeit in unserem Lande darzustellen und Lösungen zu diskutieren“, schloss Ralf Dräger die Versammlung.