Am letzten Juliwochenende trafen sich die Juso-Vorsitzende Rieke Vartmann (Ratskandidatin für den Wahlkreis 11 in Harsewinkel) und Caroline Hanemann (Ratskandidatin für den Wahlkreis 2 in Marienfeld) mit Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide in ihrem Garten bei Kaffee und selbstgemachter Heidelbeertorte zum Interview.

Rieke Vartmann: „Sabine, vielen Dank für die Einladung. Als amtierende Bürgermeisterin und Kandidatin für das Amt bist du zurzeit sehr beschäftigt, oder?“
Sabine Amsbeck-Dopheide: „Naja, Ich war gerade einige Tage zum Schwimmen und Radfahren am Meer. Aufgrund der Corona-Situation im Kreis Gütersloh habe ich aber Kontakt mit der Verwaltung gehalten. Jetzt bereite ich die letzten Sitzungen des amtierenden Rates vor. Ich möchte mit Ideen und Erfahrung weiter Bürgermeisterin bleiben.“
Caroline Hanemann: „Was sind denn deine Kernthemen für die nächsten fünf Jahre?“
Sabine Amsbeck-Dopheide: „Wichtig ist mir, dass Wohnen und Arbeiten in unserer Stadt vereinbar bleiben. Denn Harsewinkel wächst – und das ist toll! Das Gewerbegebiet westlich der Steinhäger Straße ist ein Beispiel. Örtliche Unternehmen haben sich um die Flächen beworben. Rund 75 geförderte Wohnungen werden in diesem und den nächsten beiden Jahren gebaut und über 100 Grundstücke in allen drei Ortsteilen für Bauwillige angeboten werden. Für weitere Wohnbauflächen sind Planverfahren in Vorbereitung.“
Rieke Vartmann: „Und wie ist der Stand bei dem Gewerbegebiet gegenüber dem Flughafen?“
Sabine Amsbeck-Dopheide: „Die Flächen nördlich der B 513 hat der Bund uns jetzt verkauft. Dort werden wir hoffentlich noch in diesem Jahr mit Gütersloh und Herzebrock-Clarholz Bebauungspläne für das interkommunale Gewerbegebiet entwickeln. Das Flughafengelände südlich der B 513 folgt dann nach Rechtskraft des Regionalplans 2023.“
Caroline Hanemann: „Viele Bürgerinnen und Bürger pendeln ja bereits von Harsewinkel, Marienfeld und Greffen zur Arbeit nach Gütersloh. Was wird sich für diese Menschen mit der TWE-Reaktivierung ändern?“
Sabine Amsbeck-Dopheide: „Wir planen Mobilstationen in allen Ortsteilen, die das Umsteigen in die Bahn attraktiv und leicht machen. Für den Ortsteil Harsewinkel müssen wir für eine gute Anbindung der Innenstadt an den Haltepunkt in Höhe des Raiffeisenmarktes sorgen. Auch in Greffen soll es eine Mobilstation für den Schnellbus zum Zug und für den Bus nach Gütersloh geben. Und in Marienfeld entsteht die Mobilstation gleich neben Persecke. was viel für sich hat 😊
Wir werden die Südumgehung für die B 513 nur verhindern können, wenn die Zahlen der Verkehrsprognose nicht Wirklichkeit werden. Und dafür benötigen wir Alternativen zum motorisierten Verkehr.“

Caroline Hanemann: „Wann werden denn die ersten Züge fahren?“
Sabine Amsbeck-Dopheide: „2023 soll es soweit sein. Schneller Schienenpersonennahverkehr mit WLAN und guter Ausstattung zu attraktiven Preisen macht die Fahrt interessant, selbst wenn das Auto drei Minuten schneller wäre.“
Rieke Vartmann: „Das klingt vielversprechend. Welche Vorstellungen hast du denn für die Innenstadtgestaltung in Harsewinkel?“
Sabine Amsbeck-Dopheide: „Das Moddenbachtal soll als Ausflugsziel aufgewertet werden. Die Kinder sollen wieder am Bach spielen dürfen. Dafür soll der Bachlauf naturnah umgestaltet werden. Die Freibad- und Hallenbadgastronomie soll für das Parkgelände geöffnet werden. Der Prozessionsweg bekommt mit dem Busbahnhof, dem neuen Heimathof und dem sanierten Freibad ein ganz anderes Gesicht. Und natürlich war und ist der Gasthof Wilhalm für die Innenstadt von großer Bedeutung. Als Bürgermeisterin habe ich Wege aufgezeigt, das Haus mit Leben zu füllen, und wir haben dafür Fördermittel bekommen.
Caroline Hanemann: „Im Februar fand bereits ein Auftakttreffen statt, um den Gasthof Wilhalm mit Fördermitteln als Dritten Ort zu gestalten. Wie geht es damit weiter?“

Sabine Amsbeck-Dopheide: „Corona hat uns gebremst, aber nicht gestoppt. Ich strebe an, dass wir in die zweite Förderphase für die Dritten Orte kommen. Damit können wir einen mindestens zweijährigen Probebetrieb im Gasthaus Wilhalm finanzieren. Die Stadt kann damit eine kleine Bühne anschaffen, kleinere Umbauten vornehmen und einen Kümmerer einstellen. Ich wünsche mir, dass aus dem Probebetrieb ein Stadtkulturring hervorgeht, also eine Selbstorganisation der Kulturvereine. Und vielleicht findet sich in der Probephase auch ein Gastronom oder eine Gastronomin. Wenn wir wissen, was dauerhaft bei Wilhalm stattfindet, soll mit Fördermitteln aus der Städtebauförderung das alte Gasthaus umgebaut und grundlegend saniert werden, damit es weitere 100 Jahre steht.“
Rieke Vartmann: „Und welche Angebote soll es speziell für die jungen Leute in Harsewinkel geben?“
Sabine Amsbeck-Dopheide: „Ein Kulturentwicklungsplan könnte Abhilfe schaffen. Wir haben viele Räume, die für Kultur und Bildung genutzt werden. Aber so mancher Raum passt nicht genau oder steht mittelfristig nicht mehr zur Verfügung. Darüber hinaus haben wir zukünftig neue Orte, die bespielt werden können, wenn Corona endlich vorbei ist: der neue Heimathof, die Tribüne im Freibad und der neue Dorfplatz in Greffen. Es muss aufhören, dass junge Leute sagen: „In Harsewinkel is nix los!“. Kultur muss sich an Bedürfnisse und Gewohnheiten anpassen.“
Caroline Hanemann: „Vielen Dank für die interessanten Einblicke und für den leckeren Kuchen, liebe Sabine!“